Zahnimplantate brauchen dieselbe Pflege wie natürliche Zähne
Um Zahnlücken zu schließen, setzen Zahnärzte in Deutschland schätzungsweise eine Million Zahnimplantate pro Jahr. So lässt sich beispielsweise vermeiden, dass gesunde Nachbarzähne beschliffen werden müssen, um eine Brücke zu verankern. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass die Mehrzahl der Patienten mit dieser Form des Zahnersatzes zufrieden ist und sich die mundbezogene Lebensqualität nach der Behandlung verbessert.
Allerdings kann sich das Gewebe – wie bei den natürlichen Zähnen – auch um ein Zahnimplantat herum entzünden. Wie schwedische Forscher bei einer großen Nachuntersuchung von knapp 600 Implantatpatienten neun Jahre nach der Behandlung herausfanden, war bei einem Drittel der Patienten die Schleimhaut um die Implantate herum entzündet – Zahnärzte sprechen dann von einer Mukositis. Bei 45 Prozent hatte diese Entzündung bereits auf den Kieferknochen übergegriffen – das Knochengewebe um das Implantat herum war um mehr als einen halben Millimeter abgebaut. Diagnose: „Periimplantitis“.
Die Entzündung der Schleimhaut (Mukositis) wird durch Zahnbelag verursacht, der sich bei einer schlechten Mundhygiene an Zahnersatz auf Implantaten genauso bildet wie an den eigenen Zähnen. „Wenn dieser Belag gründlich entfernt wird und sich die Mundhygiene verbessert, heilt die Entzündung binnen weniger Wochen“, sagt DGI-Präsident Prof. Dr. Frank Schwarz von der Universitätsklinik Frankfurt. Ändert sich jedoch nichts an der Mundhygiene und bleibt die Entzündung unbehandelt, kann sie voranschreiten und auf die tieferen Gewebe übergreifen.
Früher galt die Periimplantitis als eine Komplikation, die erst viele Jahre nach einer Implantation auftreten kann. Heute wissen die Experten, dass die Erkrankung bereits zu einem frühen Zeitpunkt – zwei bis drei Jahre nach der Implantation – beginnen kann. Das Gewebe ist dann sichtbar entzündet, vorhandene Zahnfleischtaschen sind tiefer geworden und bluten selbst bei einer sanften Untersuchung mit einer Sonde. Der Rückgang des Knochens wird auf einer Röntgenaufnahme sichtbar.
Wie eine Periimplantitis am besten behandelt wird, ist noch nicht gesichert. In den spezialisierten Zentren werden verschiedene Konzepte erprobt. Einig sind sich die Experten bislang nur, dass die Wirksamkeit der nicht-chirurgischen Therapien zumeist begrenzt ist.
Darum ist die Prophylaxe entscheidend wichtig für den langfristigen Erfolg einer Implantatbehandlung. „Patienten mit chronischer Parodontitis, schlechter Plaquekontrolle und fehlender regelmäßiger Mundhygiene nach der Implantattherapie haben ein erhöhtes Risiko für eine Periimplantitis“, betont DGI-Präsident Schwarz. „Wichtig sind auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt und professionelle Zahnreinigungen, deren Häufigkeit dem individuellen Risiko des Patienten angepasst wird.“ Problematisch könne es daher sein, wenn Implantate bei einer Behandlung so positioniert würden, dass sie die häusliche Mundhygiene und die zahnärztliche Nachsorge erschweren – so lautet eine Botschaft der Experten an ihre Kolleginnen und Kollegen, die Implantate setzen.
Die Klassifikation periimplantärer Erkrankungen ist Bestandteil der neuen Klassifikation der Erkrankungen des Zahnhalteapparates, den die US-amerikanische Akademie für Parodontologie (American Academy of Periodontology) und der Verbund der europäischen Fachgesellschaften für Parodontologie (European Federation of Periodontology) jetzt in ihren Fachjournalen veröffentlicht haben. Die Publikation ist beispielsweise als Sonderausgabe des Journal of Clinical Periodontology verfügbar.
Bilder: DGI / Frank Schwarz