Zahnarzt, Implantologe, Gesundheitsökonom und Geschäftsmann
Philipp, warum ziehst du die Selbstständigkeit in der dentalen Wirtschaft der zahnärztlichen Berufsausübung vor?
Bereits vor dem Zahnmedizinstudium hatte ich im Bereich Marketing, Online-Werbung und Promotion eine kleine GmbH gegründet. Im 5. Semester des Zahnmedizinstudiums war ich vorlesungsfrei und hatte ein wenig Langeweile. Damals kam gerade das Thema Gesundheitsökonomie auf. Da mein Lieblingsleistungskurs in der Schule SoWi war, ein Mix aus Politik, Sozialwissenschaft und Wirtschaft, lag es für mich auf der Hand, dass ich neben dem relativ technischen und verschulten Zahnmedizinstudium auch noch Gesundheitsökonomie im Fernstudium absolvieren möchte.
Was hat dich dazu bewogen, parallel eine standespolitische Laufbahn beim BdZM und BdZA zu starten?
An der Standespolitik haben mich vor allem zwei Aspekte begeistert: Zum einen kann man durch Verbandsarbeit viel gestalten und aufbauen, und zum anderen hat mir das Konzept von freiberuflicher Selbstverwaltung sehr gut gefallen. Während meiner Zeit als Vorsitzender des Bundesverbandes der Zahnmedizinstudenten in Deutschland war viel Basisarbeit zu leisten - es gab ja damals noch kein bundesweites Zahni-Magazin, keine Communities und keine Kooperation mit der Bundeszahnärztekammer. Die Zahnmedizin begeistert mich zwar in vielen Bereichen - vor allem Parodontologie, Implantologie und Kieferorthopädie haben es mir angetan - aber täglich in der Praxis zu arbeiten, würde mich vermutlich nicht ausfüllen.
Wenn nun alle Zahnmediziner in die Wirtschaft oder Politik gehen, wer behandelt dann noch?
Für eine gute zahnmedizinische Versorgung sind eine innovative Dentalindustrie, starke Verbände und Körperschaften von essentieller Bedeutung. Anders gefragt: Wenn alle nur in der Praxis behandeln oder in Universitäten forschen, wer sichert dann die Freiberuflichkeit und setzt sich für eine angemessene Vergütung ein?Schon heute gibt es ein Nachwuchsproblem in Kammern und KZVen - hier setzt sich der BdZA in Zukunft gemeinsam mit der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung noch stärker dafür ein, junge Kolleginnen und Kollegen für die Selbstverwaltung des Berufsstandes zu begeistern. Ich mache mir also keine Sorgen um genug behandelnd tätige Zahnmediziner, aber im Hinblick auf erkennbare Bestrebungen in Europa ist die Freiberuflichkeit leider sicherlich nicht ungefährdet.
Was reizt dich an der Schnittstelle von Gesundheit, Wirtschaft und Politik?
Eigentlich alles! Jeden Tag gibt es neue Herausforderungen, spannende Kontakte und Termine. Nicht, dass es in der Praxis langweilig wäre, aber dort wiederholen sich die Fälle dann doch irgendwann. Eine negative Seite gibt es aber doch: Bei der Behandlung bekommt man jeden Tag ein positives Feedback von den Patienten und geht immer mit einem tollen Gefühl nach Hause - in Wirtschaft und Politik nimmt man die Projekte und den Stress häufig mit nach Hause, und Lob gibt es leider eher selten.
Welche Tipps würdest du jungen Zahnmedizinern geben, die ihr fachliches Know How ebenfalls jenseits des Behandlungsstuhls einbringen wollen?
Zunächst muss man sicherlich erst einmal ergründen, was einem besonders liegt: Forschung kann man schließlich nicht nur an der Uni betreiben, sondern auch in Dentalunternehmen. Bei politischem Interesse freuen sich die Landeszahnärztekammern und KZVen immer über Unterstützung in Ausschüssen und Arbeitsgruppen. Hier kann man in die standespolitische Arbeit ausprobieren, ohne sich gleich zu großen Wahlen aufstellen zu lassen.
Selbstverständlich freuen sich auch BdZM und BdZA über engagierte Studierende und junge Kolleginnen und Kollegen. Diese Arbeit beginnt oft nah an der Basis: Bei mir war es die Wahl zum Semestersprecher und später die Arbeit in meiner Fachschaftsvertretung in Münster.
Philipp, vielen Dank.
Interview vom 13.2.2014