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Wie sich Unterbrechungen auf das Arbeitsgedächtnis auswirken

Die Probanden sollten per Tastendruck entscheiden, ob die vorangegangene Zahl gerade oder ungerade war. Zusätzlich wurden orange und blaue Zahlen präsentiert. Diese sollten entweder ignoriert werden oder erforderten auch eine gerade/ungerade Entscheidung.
Grafik: Zickerick/IfADo

Beim Arbeiten werden wir immer wieder unterbrochen und abgelenkt – eine Herausforderung, der sich viele nicht zuletzt im Homeoffice zu Corona-Zeiten stellen müssen. Forschende des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) untersuchen, wie sich solche Störungen auf die Leistung unseres Arbeitsgedächtnisses auswirken. Sie konnten zeigen, dass es nach einer Unterbrechung besonders schwerfällt, sich wieder der eigentlichen Aufgabe zu widmen. Bei für die Arbeit nicht-relevanten Ablenkungen war dies nicht der Fall.

Um zielgerichtet handeln zu können, brauchen wir vorab einen Plan. Das gilt fürs Kochen genauso wie für Aufgaben während der Arbeit. Solche Handlungspläne werden im Arbeitsgedächtnis vorübergehend gespeichert. Es hält aber nicht nur eine begrenzte Anzahl an Informationen bereit, sondern kann diese auch mit Inhalten aus dem Langzeitgedächtnis verknüpfen. So können wir Entscheidungen treffen und erfolgreich arbeiten.

Welchen Einfluss Störungen auf die Prozesse des Arbeitsgedächtnisses haben, erforschen Psychologinnen und Psychologen am IfADo. In einer aktuellen Veröffentlichung haben sie untersucht, inwiefern Unterbrechungen und Ablenkungen das Abrufen von Handlungsplänen im Arbeitsgedächtnis beeinflussen.

An der Studie haben 24 Versuchspersonen teilgenommen. Auf einem PC wurden ihnen nacheinander Zahlen gezeigt, die sie sich kurzzeitig merken sollten. Per Tastendruck sollten sie angeben, ob die jeweils vorangegangene Zahl gerade oder ungerade war (s. Foto). Dieser Plan wurde an zufälligen Zeitpunkten durch blaue und orange Zahlen gestört, die entweder ignoriert werden mussten (Ablenkung) oder auf die per Tastendruck reagiert werden sollte (Unterbrechung). Nach jeder Störung ging die eigentliche Aufgabe weiter: Die Teilnehmenden mussten sich erinnern, welche Zahl vor der Störung gezeigt wurde. Während des Versuchs wurde die Hirnaktivität mittels Elektroenzephalografie gemessen.

Arbeitsgedächtnis hält Ablenkungen besser stand als Unterbrechungen

Es zeigte sich, dass sich Unterbrechungen und Ablenkungen im Versuch unterschiedlich auf das Arbeitsgedächtnis auswirkten. Nach einer Unterbrechung machten die Versuchspersonen statistisch signifikant mehr Fehler als ohne eine Unterbrechung. Wurden sie abgelenkt, war dies nicht der Fall.

Die Verschlechterung im Verhalten nach einer Unterbrechung spiegelte sich auch in der Hirnaktivität wider: Die Aktivität der P3b-Komponente war deutlich verringert, wenn die Teilnehmenden unterbrochen wurden. Die Komponente steht in Zusammenhang mit dem Wiederabrufen und der Auswahl von relevanten Informationen.

„Schon kurz bevor die Versuchsperson wieder auf die eigentliche Aufgabe reagierte, war die P3b-Komponente reduziert. Das deutet darauf hin, dass es nach der Unterbrechung schwierig war, den Handlungsplan aus dem Arbeitsgedächtnis wieder abzurufen. Die Unterbrechung selbst hatte zuvor bereits kognitive Ressourcen beansprucht, die dann bei der Hauptaufgabe fehlten“, erklärt Studienautorin und IfADo-Doktorandin Bianca Zickerick.

Mehr Vorbereitungszeit einplanen

Auffällig war zudem, dass die Versuchspersonen nach einer Ablenkung deutlich schneller reagierten als ohne Ablenkung. „Die Ablenkung war in unserem Fall nicht störend genug. Die Teilnehmenden hatten daher mehr Zeit, sich wieder auf ihre eigentliche Aufgabe vorzubereiten“, sagt Zickerick. Das Team wird nun weiter grundlegend erforschen, wie Unterbrechungen das Arbeitsgedächtnis beeinflussen.

Übertragen auf den Alltag stützen die bisherigen IfADo-Befunde folgende Alltagstipps: Notizen und Checklisten können helfen, schneller zur eigentlichen Aufgabe nach einer Unterbrechung zurückzufinden. Zudem ist es hilfreich, eine Aufgabe zunächst (zumindest teilweise) zu beenden und sich dann der Unterbrechung zu widmen. Konkret: Zuerst den Absatz zu Ende lesen und dann auf die Frage der Kollegin eingehen.

Das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) umfasst die Forschungsbereiche Ergonomie, Immunologie, Psychologie & Neurowissenschaften und Toxikologie. Die rund 220 Beschäftigten erforschen Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Das IfADo ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 96 selbstständige Einrichtungen umfasst. Finanziert wird das Institut durch eine gemeinsame institutionelle Förderung von Bund und Land sowie aus Drittmitteln.

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