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Unangemessene Vermarktung von Babynahrung mit hohem Zuckergehalt

Bild: Pixabay / StockSnap

Zwei neue Studien des WHO-Regionalbüros für Europa zeigen, dass ein hoher Anteil an Babynahrung auf unangemessene Weise als für Säuglinge unter sechs Monaten geeignet vermarktet wird und ein Großteil dieser Nahrung einen unangemessen hohen Zuckergehalt aufweist.

Der seit Langem bestehenden Empfehlung der WHO zufolge sollten Kinder in den ersten sechs Monaten ihres Lebens ausschließlich gestillt werden. Die weltweiten Leitlinien der WHO zur Beendigung der unangemessenen Vermarktung von Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder aus dem Jahr 2016 besagen ausdrücklich, dass kommerzielle Beikost für Säuglinge unter sechs Monaten nicht beworben werden sollte.

„Eine gute Ernährung im Säuglingsalter und in der frühen Kindheit bleibt auch weiterhin der Schlüssel zum Erfolg, um bei Kindern optimales Wachstum und eine optimale Entwicklung und im späteren Verlauf des Lebens bessere gesundheitliche Resultate – wie etwa die Verhinderung von Übergewicht, Adipositas und ernährungsbedingten nichtübertragbaren Krankheiten – gewährleisten zu können. Darüber hinaus trägt sie dazu bei, das Nachhaltigkeitsziel 3 der Vereinten Nationen zur Gewährleistung eines gesunden Lebens für alle Menschen jeden Alters und zur Förderung ihres Wohlergehens leichter realisierbar zu machen“, sagt Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.

Nährwert von Nahrungsmitteln

Die WHO hat ein Nährstoffprofil-Modell für Kinder im Alter zwischen 6 und 36 Monaten entwickelt, das als Orientierungshilfe für Entscheidungen darüber dienen soll, für welche Nahrungsmittel eine Vermarktung für diese Altersgruppe unangemessen ist. Dieses Modell wurde den Mitgliedstaaten und maßgeblichen Akteuren zur Prüfung und weiteren Erörterung vorgelegt.

Zudem entwickelte das WHO-Regionalbüro für Europa eine Methodik für die Identifizierung kommerzieller, im Einzelhandel erhältlicher Babynahrung und für die Erfassung von Daten zum Nährwert auf Etiketten und von anderweitigen Angaben auf Verpackungen und Etiketten sowie aus Werbematerialien (einschließlich Herstellerangaben).

Diese Methodik wurde angewandt, um im Zeitraum zwischen November 2017 und Januar 2018 Daten von 7955 für Säuglinge und Kleinkinder vermarkteten Nahrungsmitteln und Getränken aus 516 Geschäften in vier Städten in der Europäischen Region der WHO (Budapest, Haifa, Sofia und Wien) zu erfassen.

In allen vier Städten wurde ein erheblicher Anteil der Produkte – zwischen 28% und 60% – als für Säuglinge unter sechs Monaten geeignet vermarktet.

Zwar ist dies nach dem Recht der Europäischen Union zulässig, doch entspricht diese Praxis weder dem Internationalen Kodex der WHO für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten noch den Leitlinien der WHO. Beide besagen ausdrücklich, dass kommerzielle Beikost nicht als für Säuglinge unter sechs Monaten geeignet vermarktet werden sollte.

„Nahrungsmittel für Säuglinge und Kleinkinder sollten verschiedenen etablierten Ernährungsempfehlungen und Empfehlungen für die Zusammensetzung von Nahrungsmitteln entsprechen. Dennoch gibt es Bedenken, dass viele Produkte weiterhin einen viel zu hohen Zuckergehalt aufweisen“, sagt Dr. João Breda, Leiter des Europäischen Büros der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten.

In drei der untersuchten Städte entfielen bei mindestens der Hälfte der Produkte mehr als 30% der enthaltenen Kalorien auf den Gesamtzuckergehalt. Rund ein Drittel der Produkte enthielt Zucker, Fruchtsaftkonzentrat oder andere Süßungsmittel. Diese zugesetzten Aromen und Zuckerzusätze können die Entwicklung der Geschmacksvorlieben bei Kindern beeinflussen, indem sie deren Vorliebe für süßere Lebensmittel erhöhen.

Auch wenn Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse, die von Natur aus Zucker enthalten, für Säuglinge und Kleinkinder geeignet sind, gibt der sehr hohe Gehalt an freien Zuckern in pürierten kommerziellen Produkten Anlass zur Sorge.

Der Entwurf des Nährstoffprofil-Modells für Säuglinge und Kleinkinder wurde auf Grundlage von WHO-Empfehlungen entwickelt und basiert auf Daten aus verschiedenen Quellen, darunter etwa entsprechende Fachliteratur. Das Modell nimmt Bezug auf bestehende Richtlinien der Europäischen Kommission und Standards des Codex Alimentarius und entspricht dem Ansatz des Nährstoffprofil-Modells des WHO-Regionalbüros für Europa für Kinder über 36 Monate.

Der Entwurf des Nährstoffprofil-Modells wurde anhand von Angaben auf Etiketten von 1328 zwischen 2016 und 2017 in drei Ländern erhältlichen Produkten validiert und im Jahr 2018 in sieben weiteren Ländern bei 1314 weiteren Produkten erprobt.

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