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Starkes Machtgefühl verringert geschlechterspezifische Unterschiede

Bild: Freerangestock / Jack Moreh

Frauen und Männer verhalten sich in Wettbewerbssituationen meist unterschiedlich. Während Männer sich eher dem Konkurrenzkampf aussetzen, versuchen Frauen, diesen oft zu vermeiden. Das hat auch Auswirkungen auf die Arbeitswelt, in der Männer häufig noch immer höhere Löhne beziehen und Positionen besetzen. Ein Team vom Institut für Finanzwissenschaft der Uni Innsbruck und dem Max-Planck-Institut zeigt nun in einer Studie in Nature Communications, dass sich diese geschlechterspezifische Lücke schließt, wenn Frauen und Männer gleichermaßen mit einem Machtgefühl ausgestattet werden.

Gerade auf dem Arbeitsmarkt ist unsere Gesellschaft noch immer von geschlechterspezifischen Unterschieden geprägt. Als Gründe dafür werden häufig Verhaltensunterschiede unter Wettbewerbsdruck und die Bereitschaft, sich in Konkurrenz zu anderen zu beweisen, genannt. Typischerweise sind es Männer, die sich eher einem Wettbewerb aussetzen, während Frauen diesen oft scheuen. Mit viel diskutierten politischen Maßnahmen, wie beispielsweise Quotenregelungen, wird versucht, diese Diskrepanzen zu schließen. Loukas Balafoutas und Helena Fornwagner vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck und Matthias Sutter, Executive Director des Max-Planck-Instituts in Bonn, präsentieren aktuell in Nature Communications ein einfacheres Instrument, um Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit von Männern und Frauen anzugleichen. Dabei handelt es sich um das so genannte Priming, ein Konzept aus der Psychologie. Unter Priming versteht man die unbewusste Beeinflussung von Denken oder Handeln, indem Personen auf ein bestimmtes Reiz-Reaktions-Schema vorbereitet werden. Das Innsbrucker Team konnte in einem ökonomischen Experiment nachweisen, dass Personen, denen durch Power-Priming ein verstärktes Machtgefühl vermittelt wurde, ihr Wettbewerbsverhalten ändern: Die Wettbewerbsbereitschaft sinkt unter Männern und steigt unter Frauen. Das führt auch dazu, dass beide Geschlechter qualitativ bessere Entscheidungen treffen. Gleichzeitig ist bei männlichen Teilnehmern die Risikotoleranz gesunken, bei Frauen ist sie gleichgeblieben. „Diese Ergebnisse helfen uns, zu erklären, warum sich geschlechterspezifische Unterschiede hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit in Situationen des Power-Primings verringern“, sagt Loukas Balafoutas.

Neues Versuchsdesign

Balafoutas, Fornwagner und Sutter haben in ihrem Experiment erstmals ein neues Forschungsdesign angewandt, in dem Priming mit einem ökonomischen Experiment zur Wettbewerbsfähigkeit kombiniert wurde. Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde zunächst eine von drei Experimentalbedingungen zugewiesen: Mittels Schreibaufgaben wurden sie gar nicht, leicht oder stark durch Power-Priming manipuliert. Anschließend wurden jeweils zwei Männer und zwei Frauen in eine Gruppe eingeteilt. Ihre Aufgabe war es, in drei Durchgängen so viele zweistellige Zahlen wie möglich zu addieren. Dabei erhielten Probandinnen und Probanden im ersten Durchgang für jede richtige Rechnung einen Euro. Im zweiten Durchgang standen sie in Konkurrenz zueinander – die Person, welche die meisten Aufgaben lösen konnte, erhielt vier Euro pro korrekter Antwort, alle anderen gingen leer aus. Im dritten Durchgang konnten die teilnehmenden Personen zwischen den Bezahlungsmodi aus Durchgang eins oder zwei wählen. Von den Entscheidungen der restlichen Gruppe wussten sie dabei nichts.

Priming erhöht Bereitschaft zum Wettbewerb bei Frauen

„Die Ergebnisse zeigen keinen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern hinsichtlich der Anzahl korrekter Rechenaufgaben, wohl aber einen Unterschied, ob sie sich im dritten Durchgang für den Bezahlungsmodus eins oder zwei entschieden haben“, erklärt Balafoutas. Männer, die nicht oder nur gering durch Power-Priming beeinflusst wurden, waren eher dazu bereit, sich für Bezahlungsmodus zwei zu entscheiden. Männer, die durch ein starkes Machtgefühl beeinflusst wurden, haben sich eher für die sichere Variante eins entschieden. Frauen hingegen erhöhten ihre Bereitschaft und entschieden sich durch ein stärkeres Machtgefühl häufiger für das riskantere Auszahlungsmodell. Diese Ergebnisse bestätigen, dass Power-Priming das Geschlechtergefälle im Wettbewerb signifikant beeinflusst und es praktisch beseitigt. „Verschiedene Mechanismen schließen die Geschlechterkluft in der Wettbewerbsbereitschaft: Zum einen beurteilen stark geprimte Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Entscheidung, in den Wettbewerb einzutreten, besser, zum anderen erlaubt unser Datensatz auch, Risikoaversion als potenziellen Treiber für die beobachteten Priming-Effekte zu identifizieren“, erklärt Loukas Balafoutas.

Langfristige Veränderungen als Ziel

Auf Power-Priming basierte Instrumente wären unter anderem im Bildungssystem oder in Ausbildungsprogrammen im Rahmen einer aktiven Arbeitsmarktpolitik anwendbar. Langfristig könnte Power-Priming zu einer ausgewogeneren Vertretung von Frauen in Führungspositionen beitragen, in denen der Wettbewerb um attraktive Arbeitsplätze ein Muss ist. Die Ergebnisse erfordern jedoch noch mehr Forschung, gerade zur Umsetzung und Wirkungsbewertung in der Praxis.

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