Plädoyer für unabhängige Forschung und Entscheidungsfindung
Wir alle möchten Gesundheitsentscheidungen auf der Basis von vertrauenswürdigen Informationen treffen. Aber oft genug führen finanzielle Verflechtungen zwischen Industrie und Handelnden im Gesundheitswesen zu Verzerrungen bei der Generierung und Interpretation von Forschungsergebnissen, in der medizinischen Aus- und Weiterbildung sowie in der klinischen Praxis. Dies schadet nicht nur dem Einzelnen, sondern führt auch zu Verschwendung von wertvollen Ressourcen im Gesundheitswesen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungsbereichen, unter ihnen die Leiterin des IQWiG-Ressorts Arzneimittelbewertung Beate Wieseler, rufen daher in der aktuellen Ausgabe des BMJ dazu auf, die Verflechtungen von Entscheidungsträgern und Gesundheitsindustrie auf jeder Ebene aufzulösen.
Die Autorinnen und Autoren zeigen Beispiele für unabhängige Entscheidungsprozesse und bereits existierende alternative Finanzierungsmodelle auf – sowohl bei Forschung, bei Aus- und Weiterbildung als auch in der klinischen Praxis. Zugleich skizzieren sie mögliche Schritte hin zu mehr Unabhängigkeit von kommerziellen Interessen. Einen ersten wichtigen Schritt sieht das Autorenteam dabei in der Schaffung von Gesetzen, die die umfassende und zugängliche Offenlegung von Zahlungsflüssen zwischen den verschiedenen Beteiligten vorschreiben.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erheben mit ihren Vorschlägen keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ziel ist vielmehr, eine fundamentale Reform in Forschung, Aus- und Fortbildung sowie Praxis anzustoßen und zu katalysieren. Sie rufen daher nachdrücklich dazu auf, die vorgelegten Vorschläge zu unterstützen – und dabei z. B. durch Forschungsprojekte aktiv mitzuwirken.