Pilotprojekt zur Fernbehandlung per Videotelefonie gestartet
Die Ärzte können im Gespräch mit den Teilnehmern und anhand der übertragenen Bilder die Symptome überprüfen und ihnen aus der Ferne eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen sowie ein Medikament verordnen. Die Krankschreibung wird dabei elektronisch direkt an die TK als Krankenkasse und Arbeitgeber übertragen. Das Rezept für das Arzneimittel können die Teilnehmer mit ihrem Smartphone abrufen und auf Wunsch bei einer Hamburger Apotheke elektronisch einlösen. Die Einbindung weiterer Apotheken ist geplant.
Erstmals durchgängig digitaler Prozess
Dr. Jens Baas, Vorsitzender des TK-Vorstands: "Mit dem Pilotprojekt bilden wir erstmals eine komplette Behandlungskette von der Diagnose über die Krankschreibung bis hin zur Medikamentenbestellung in einem durchgängig digitalen Prozess ab. Mit dem Projekt sammeln wir erste Erfahrungen in der Fernbehandlung und zeigen, wie stark die Digitalisierung im Gesundheitswesen das Leben für Patienten, Ärzte und Apotheker erleichtern kann." Die Versorgung werde sich in den kommenden Jahren erheblich verändern.
Vorteile für alle Beteiligten
Gerade am Beispiel eines grippalen Infekts oder eines Magen-Darm-Infekts zeigen sich die großen Vorteile der Fernbehandlung. Bisher schleppen sich die Versicherten zu ihrem Hausarzt, stecken im Wartezimmer nicht selten noch andere Patienten an, nur um eine Krankschreibung für den Arbeitgeber zu bekommen. "Bei der Fernbehandlung entfällt die Anfahrt zum Arzt und die Wartezeit. Gleichzeitig bewahren wir sowohl den Patienten als auch die anderen Wartenden und die Mitarbeiter der Arztpraxis vor unnötigen Infekten. Das ist ein Gewinn für alle Beteiligten", so Baas. Entscheidet der Arzt, dass eine Diagnose aus der Ferne zu unsicher ist oder für eine weitere Abklärung eine persönliche Vorstellung bei einem Arzt notwendig ist, kann das Ärztezentrum auch Termine bei Vertragsärzten in der Nähe des Versicherten vereinbaren.
Behandlung durch niedergelassene Ärzte mit Kassenzulassung
Für das Projekt hat die TK einen Vertrag mit dem Telearztzentrum der IFE-Gesundheits GmbH im schleswig-holsteinischen Nehmten geschlossen. Die Behandlung erfolgt ausschließlich durch niedergelassene Ärzte. Das Projekt ist zu Beginn begrenzt auf sieben Krankheitsbilder - darunter Magen-Darm-Infekte, grippale Infekte, Rückenschmerzen und Migräne. Weitere Diagnosen sind geplant.
Elektronische Krankschreibung per Knopfdruck
Stellt der Arzt eine der sieben Diagnosen fest, kann er per Knopfdruck eine elektronische Arbeitsunfähigkeitserklärung (eAU) für den Versicherten ausstellen. Bisher mussten Ärzte drei Exemplare des sogenannten gelben Scheins ausdrucken, von denen der Versicherte dann per Post ein Exemplar an den Arbeitgeber und eines an die Krankenkasse schickte. Bei dem Pilotprojekt sind die Abläufe voll digitalisiert. Die TK wird als Arbeitgeber und Krankenkasse per Knopfdruck vollautomatisch über die Krankschreibung informiert.
Bisher mehr als 120.000 eAUs
"In den vergangenen zwei Jahren haben wir mit der eAU sehr gute Erfahrungen gesammelt", erklärt der stellvertretende TK-Vorstandsvorsitzende Thomas Ballast. Mehr als 120.000 Krankmeldungen sind seit 2017 auf dem elektronischen Weg bei der Kasse eingegangen. "Gemeinsam mit der Fernbehandlung kann das Projekt seine Vorteile erst richtig ausspielen. Letztendlich profitieren bei dem Projekt alle Beteiligten." Die Versicherten sparen sich Umschläge, Briefmarken sowie den Weg zum Briefkasten. Die Kasse muss die AU-Bescheinigungen nicht mehr aufwändig scannen. Und der Arbeitgeber bekommt die Krankmeldung schneller und kann sie als Datensatz einfacher und zuverlässiger verwalten.
Rezept auf digitalem Weg einlösen
Verschreibt der Arzt ein Medikament, kann der Versicherte es ebenfalls von zu Hause aus in der Apotheke einlösen. Per App erhält er einen QR-Code auf sein Smartphone, der direkt an die Apotheke übermittelt werden kann. Zum Start wird dies die Privilegierte Adler Apotheke in Hamburg-Wandsbek sein. Der Versicherte kann wählen, ob die Apotheke das Arzneimittel im Großraum Hamburg ausliefern soll oder ob er es sich vor Ort abholt. Der Übertragungsweg ist Ende-zu-Ende verschlüsselt und die Rezeptdaten liegen bis zum Abruf in der Apotheke dezentral in der Arztpraxis.
Die TK testet das elektronische Rezept bereits seit Anfang des Jahres in Hamburg-Wandsbek. Mit dabei sind mittlerweile zwei Apotheken, das Diabetes Zentrum Wandsbek und die Krankenkasse HEK. "Unsere Projektpartner berichten von sehr positiven Erfahrungen mit dem E-Rezept", sagt Ballast. "Es sorgt für schnellere und bequemere Abläufe. In Verbindung mit der Fernbehandlung gehen wir nun den nächsten Schritt in die digitale Zukunft."
Offen für einen weiteren Ausbau des Projekts
Das TK-Projekt der Fernbehandlung inklusive E-Rezept und eAU ist offen für einen Ausbau für TK-Versicherte bei weiteren Arbeitgebern. "Die Unternehmen müssen hierzu unter anderem in ihrer Personalverwaltungs-Software eine sichere Schnittstelle für den Anschluss an das Projekt schaffen", so Ballast.