MIH: Zur Entstehung von „Kreidezähnen“ ist weitere Ursachenforschung dringend erforderlich
„Die DGKiZ begrüßt die Aufnahme der hochaktuellen Thematik der Molaren Inzisiven Hypomineralisation in den Barmer Zahnreport 2021. Die MIH ist ein bedeutendes Krankheitsbild, welches die zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit vor große klinische Herausforderungen stellt.
Die im Report dargestellten möglichen Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Antibiotika und dem Entstehen der Erkrankung sind in der wissenschaftlichen Forschung nicht neu. Die genauen Ursachen sind jedoch immer noch nicht abschließend geklärt. Prinzipiell kommen Einflussfaktoren in Betracht, welche die Zahnentwicklung während der Schmelzbildung betroffener Zähne stören. Pränatale Faktoren scheinen hier ebenso wie potentielle Faktoren in Frage zu kommen wie geburtliche oder postnatale Ursachen. Da das Zeitfenster der Bildung der betroffenen Zähne größtenteils postnatal liegt, wird den nachgeburtlichen Einflüssen die größte Bedeutung zugemessen. Hier stellt es sich jedoch so dar, dass neben den Antibiotika auch weitere auslösende Faktoren diskutiert werden. Hierzu zählen beispielsweise Infektionserkrankungen in den ersten drei Lebensjahren, chronische Erkrankungen der Atemwege des Kindes, Umwelttoxine (Kunststoffbestandteile in Form des Bisphenol A) oder auch ein Vitamin-D-Mangel. Ein einzelner kausaler Faktor mit einem hohen Evidenzgehalt konnte jedoch bisher nicht ermittelt oder ausreichend belegt werden.
Der Report zeigt, dass es nach wie vor einen dringenden Bedarf zur Forschung in der Ätiologie der Erkrankung gibt. Da derzeit nur in Ansätzen verstanden wird, was zur Ausbildung der MIH geführt haben kann und die derzeit diskutierten Faktoren nicht immer verhindern werden können, konzentriert sich das zahnärztliche Wirken momentan darauf, Kinder mit einer MIH frühzeitig zu erfassen, die Eltern aufzuklären, die Zähne zu versorgen und die Kinder in ein regelmäßiges Recall einzubinden. Es ist deshalb an der Zeit, prospektive Studien zu starten, in denen eine Betreuung von Schwangeren und deren Kindern sowie die Aufnahme von interessanten, derzeit diskutierten Parametern von der Schwangerschaft bis in das Schulalter des Kindes ermöglicht wird, weiterhin Fördermittel zur Forschung zur Verfügung zu stellen und Aufklärungskampagnen für die Öffentlichkeit zu starten.“