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KZVB fordert Aufschub der elektronischen Patientenakte

Bild: Pixabay / Boenz

„Jens Spahn sollte jetzt die Notbremse ziehen“

| Angesichts neuer Sicherheitslücken in deutschen Arztpraxen fordert die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns (KZVB), die elektronische Patientenakte (ePA) nicht wie geplant zum 1. Januar 2021 einzuführen.

Das Computermagazin „c’t“ hat herausgefunden, dass digitale Krankenakten von mehreren Millionen Patienten nur unzureichend vor Hackerangriffen geschützt sind. Mithilfe einer speziellen, aber offen im Netz verfügbaren Suchmaschine können Sicherheitslücken von ans Internet angebundenen Praxisrechnern ohne großen Aufwand entdeckt werden. Für Profis seien die Passwörter der Praxen leicht zu knacken. Der Handel mit Patientendaten sei längst zu einem lukrativen Markt geworden. Bis zu 2000 Euro würden für eine Patientenakte geboten.

„Dieses Beispiel zeigt, dass die IT-Infrastruktur in vielen deutschen Arzt- und Zahnarztpraxen noch nicht ausreichend gegen Hackerangriffe geschützt ist. Das wird auch am 1. Januar 2021 nicht der Fall sein. Es ist deshalb nicht zu verantworten, die Daten von über 70 Millionen gesetzlich versicherten Patienten ab diesem Zeitpunkt zentral zu speichern. Etwas Besseres kann der Hacker-Branche gar nicht passieren“, so Dr. Manfred Kinner, der innerhalb des Vorstands der KZVB für den Bereich Telematik zuständig ist.

Die Vertreterversammlung der KZVB hatte bereits im November 2019 den Stopp der ePA gefordert und an den Gesetzgeber appelliert, generell auf die zentrale Speicherung von Gesundheitsdaten zu verzichten.

Anfang des Jahres erschütterte ein weiterer Skandal das Vertrauen in die mit der Einführung der Telematik-Infrastruktur (TI) beauftragte gematik. Dem Chaos-Computerclub war es gelungen, sich unbefugt alle für den Zugang zur TI notwendigen Komponenten zu beschaffen.

„Die TI ist im Moment so löchrig wie ein Schweizer Käse. Die Praxen brauchen mehr Zeit, um ihre IT an den Stand der Technik anzupassen. Hier muss der Grundsatz‚ Sicherheit vor Schnelligkeit‘ gelten. Die ePA hat im zahnärztlichen Bereich zudem kaum Vorteile und birgt viele Risiken in sich. Der ehrgeizige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sollte endlich einsehen, dass sein Prestigeprojekt technisch unausgereift ist und die Notbremse ziehen“, so Kinner.

Die KZVB nimmt den Datenschutz sehr ernst und hat schon im vergangenen Jahr den mehr als 10.000 Zahnärztinnen und Zahnärzten in Bayern ein sicheres System für die Datenübermittlung untereinander und mit der KZVB zur Verfügung gestellt.    

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