Kooperation zum Wohl geistig behinderter Sportler
Dr. Torsten Tomppert, Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg und Harald Denecken, Präsident von Special Olympics Baden-Württemberg, haben vor dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben. Sie stärkt die Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung durch wirksame Mundgesundheitsprogramme. Wie die Unterzeichner, zu denen auch Christian Sigg, Geschäftsführer SOD BW gehörte, betonten, haben Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung ein hohes Risiko für gesundheitliche Einschränkungen durch Fehlernährung, mangelnde körperliche Betätigung und durch eingeschränkt behandelte Seh- und Hörschwächen sowie Fußschäden. Auch um ihre Zahn- und Mundgesundheit ist es nicht gut bestellt. Für den Arbeitskreis Alterszahnheilkunde und Behindertenbehandlung der LZK BW, der seit 2007 ein flächendeckendes Betreuungskonzept realisiert, ist diese Vereinbarung daher ein weiterer wichtiger Meilenstein bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bereich Gesundheit.
Sportveranstaltungen stehen im Fokus
Bei der Zusammenarbeit zwischen Special Olympics Baden-Württemberg und der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg stehen Sportveranstaltungen für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung besonders im Vordergrund. Seit der Gründung des baden-württembergischen Landesverbandes 2004 ist die Schaffung von Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Disziplinen wichtigste Aufgabe des eingetragenen Vereins, der rund 4000 Sportler, 42 Behinderteneinrichtungen, 20 Schulen, 21 Vereine sowie Einzelmitglieder betreut. Im Rahmen von sportlichen Wettbewerben wird auch das Programm „Special Smiles – Gesund im Mund“ wirksam, bei dem Zahnärztinnen und Zahnärzte, Studierende der Zahnmedizin und zahnmedizinisches Fachpersonal Reihenuntersuchungen und Mundhygieneunterweisungen für die behinderten Sportler durchführen. Für die teilnehmenden Athleten bedeutet das einen niederschwelligen Zugang zu einer zahnärztlichen Untersuchung, die die Motivation zur eigenen Mundhygiene mit einschließt. Gefördert wird durch die Begegnung mit Zahnmedizinern und zahnmedizinischem Personal in angstfreier Umgebung auch die gegenseitige Akzeptanz. Wie Befragungen bei zurückliegenden gemeinsamen Aktionen von Zahnärzteschaft und Behinderteneinrichtungen ergaben, haben die Teilnehmer anschließend weniger Angst vor der Untersuchung beim Zahnarzt und würden auch wieder regelmäßiger zum Zahnarzt gehen, nicht nur bei Zahnschmerzen. Ein weiterer Benefit besteht darin, dass die in anonymisierter Form zur Verfügung gestellten Untersuchungsergebnisse Aufschluss über den Zustand der Zahn- und Mundgesundheit von Menschen mit geistigen Behinderungen in Baden-Württemberg im Rahmen der Versorgungsforschung geben.
Special Olympics in Baden-Württemberg
Die deutsche Sektion der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung besteht seit über 25 Jahren. Special Olympics, 1968 gegründet, die einzige Organisation, die den Begriff „Olympics“ weltweit nutzen darf, vertritt heute 5 Millionen Athleten aus 170 Ländern der Welt. Ziel ist es, Menschen mit geistiger Behinderung durch den Sport zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz, zu Selbstbewusstsein und zu mehr Teilhabe am öffentlichen Leben zu verhelfen. Special Olympics Deutschland betrachtet sich darüber hinaus als Alltagsbewegung mit einem ganzheitlichen Angebot. Dazu gehört auch das Gesundheitsprogramm Healthy Athletes, das hauptsächlich zur Prävention und Gesundheitsförderung ins Leben gerufen wurde. Im Rahmen von Healthy Athletes bietet Special Olympics Baden-Württemberg verschiedene Variationen des Gesundheitsprogramms an, zu dem auch „Special Smiles – Gesund im Mund“ gehört. Zum einen finden während sportlichen Großveranstaltungen umfangreiche Kontrolluntersuchungen statt. Zum anderen besuchen die Koordinatoren mit ihren Teams, alle Fachleute der jeweiligen Disziplin, Menschen mit Behinderung auch an ihrem Arbeitsplatz in Werkstätten. Somit wird auch Nicht-Sportlern der kostenlose und freiwillige Zugang zu den Präventionsprogrammen ermöglicht.