Kariesvorbeugung mit Fluoriden etabliert und erfolgreich – 30 Jahre IfK
Fluoridsalz als Startschuss
1991 ist das Jahr, in dem alles begann: Der Vertrieb von fluoridiertem Speisesalz wurde auf Basis einer Ausnahmegenehmigung zugelassen. Dies war Anlass zur Gründung der Informationsstelle für Kariesprophylaxe des Deutschen Arbeitskreises für Zahnheilkunde (DAZ). Ein wissenschaftlicher Beirat aus Zahnmedizin und medizinischen Fachbereichen der Pädiatrie, Pharmakologie und Toxikologie sowie Verantwortlichen des öffentlichen Gesundheitsdienstes wurde berufen, der die fachlichen Grundlagen erarbeitet. Fortan standen die Aufklärung über Maßnahmen zur Kariesvorbeugung und insbesondere die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz als wirkungsvolle Prophylaxe auf der Agenda. Seit im Dezember 1992 in Bad Reichenhall die erste Charge mit 250 mg Fluorid/kg Salz in Form von Natrium- oder Kaliumfluorid vom Band lief, hat sich viel getan: „Die Aufklärungsarbeit der letzten Jahre zeigt Erfolg. Fluoridiertes Speisesalz hat sich durchgesetzt und genießt in Fachkreisen sowie bei Verbrauchern eine hohe Akzeptanz. Inzwischen setzen knapp 60 Prozent der Haushalte das Salz mit Fluorid ein. 2014 wurde die Anreicherungsgrenze sogar auf 310 mg erhöht, sodass angesichts des sinkenden Salzkonsums trotzdem eine ausreichende Fluoridzufuhr mit den Verzehrmengen von Salz erreicht werden kann“, freut sich Professor Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin und Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke.
Meilensteine der IfK
Doch bis dahin war es ein weiter Weg: So wurde 1998 die Verwendung von Jodsalz mit Fluorid in Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung genehmigt. Da dies jedoch mit hohen gesetzlichen Anforderungen und Sondergenehmigungen verbunden ist, hält das Salz bis heute nur in wenigen Einrichtungen Einzug. Dabei bestätigte unter anderem eine Studie der Universität Heidelberg unter Federführung von Beirat Prof. Andreas Schulte, dass die Verwendung dieses Salzes auch in Küchen von Kantinen problemlos möglich sei und eine gute Wirkung zeige.2 Gleiches bekräftigt die „Gambia-Studie“ von Beiratsmitglied Prof. Andreas Reiner Jordan zur Kariesprävention bei Vorschulkindern: Durch Mahlzeiten, die mit fluoridiertem Salz zubereitet wurden, konnte der Karieszuwachs bei den gambischen Kindern um etwa 66 Prozent reduziert werden.3 „Viele Studien belegen die karieshemmende Wirkung von Fluoridsalz“, sagt Zimmer. „Zur weiteren Etablierung war es ein wichtiger Schritt, dass auch die zahnärztliche ‚Leitlinie Fluoridierungsmaßnahmen‘4 fluoridiertes Speisesalz seit 2006 als Standardmaßnahme zur Kariesprophylaxe empfiehlt.“
Ein weiterer Meilenstein wurde Ende 2018 gelegt: Die zahnärztlichen Fachgesellschaften einigten sich auf neue Fluoridempfehlungen für Kleinkinder – der Fluoridgehalt in Kinderzahnpasten wurde von 500 ppm auf 1.000 ppm verdoppelt. Denn Karies bei den Kleinsten ist noch immer ein großes Problem. So hat knapp die Hälfte der deutschen Schulanfänger Karieserfahrung.5 Seit April 2021 besteht zudem eine einheitliche Empfehlung von Kinder- und Zahnärzten, die vom Netzwerk „Gesund ins Leben“, Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), initiiert wurde.6 Zimmer merkt an: „Eltern waren stark verunsichert, welche Fluoridquellen zum Einsatz kommen sollen und welche kombiniert werden können, dies ist jetzt klar geregelt.“
Auf weitere 30 Jahre Kariesvorbeugung
Und es gibt immer noch viel zu tun: Damit noch weniger Kinder Karieserfahrungen sammeln, möchte die IfK weiterhin über die Bedeutung von Fluoriden aufklären und strebt nach dem Ziel, durch eine breitere Verwendung von Fluoriden, insbesondere von fluoridiertem Speisesalz, dafür zu sorgen, dass Kinder und Jugendliche mit gesunden Zähnen aufwachsen und auch bei Erwachsenen ein stärkeres Bewusstsein für die Mundgesundheit aufgebaut wird.
Aktionswoche mit Expertensprechstunde: „Karies keine Chance geben“
Fragen rund um die Themen Mundhygiene und Kariesvorbeugung können Verbraucher vom 27. September bis 01. Oktober an die Experten der IfK stellen. Der wissenschaftliche Beirat steht in dieser Woche täglich von 10 bis 12 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag zusätzlich von 16 bis 18 Uhr zur Verfügung. Die normale Hotline ist weiterhin von 09:00 bis 17:00 Uhr erreichbar. Einfach anrufen unter: 069 / 2470 6822