Jetzt für morgen denken: Versorgung von Pflegebedürftigen
LZKH-Präsident Dr. Michael Frank warnte eindringlich vor einer Wiederbelebung des Themas Bürgerversicherung als Preis einer Neuauflage der großen Koalition. Politisches Kalkül - unterstützt durch aktuelle wissenschaftliche Erhebungen - machen eine Umsetzung des bereits erledigt geglaubten Modells mit einem Mal hoch wahrscheinlich. „Die scheinbaren Einsparungen in Milliardenhöhe, die in aktuellen Studien zur Bürgerversicherung errechnet wurden, klammern völlig die Demografie aus. Noch mag das Rechenspiel ja funktionieren, aber wie sieht die Situation 2030 aus?“ Dennoch sei, so Frank, noch nicht alles verloren. Auf Bundesebene werden derzeit Entscheidungshilfen für die politischen Akteure erarbeitet, die, so habe man erst jüngst aus gut unterrichteter Quelle erfahren, gerade bei diffizilen gesundheitspolitischen Fragestellungen, gerne angenommen werden. „Gut durchdachte Impulse aus dem Berufsstand werden, das ist sicher, zumindest nicht ignoriert werden“.
Berufspolitisch warnte Frank eindringlich vor einer künftigen Überführung zahnärztlicher Aufgaben im Bereich der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen in die Zuständigkeit der Pflegeberufe. „Wenn wir uns als Berufsstand weiter gegen die Delegation zahnmedizinischer Leistungen an eigens geschultes Personal in
einem klar geregelten Rahmen sperren und gleichzeitig den seit kurzem gesetzlichen Anspruch auf diese Leistungen nicht aus dem Berufsstand decken können, dann kann es passieren, dass der Gesetzgeber uns diese Entscheidung abnimmt und die Aufgaben an umfassend geschulte Pflegekräfte ausgliedert. Dann sind wir aber in der Substitution, die es zum Schutz der Patientinnen und Patienten auf jeden Fall zu vermeiden gilt. Eine solche Entwicklung würden auch die in mehreren Ländern und wahrscheinlich bald im Bund entstehenden Pflegekammern begrüßen und forcieren. Hier müssen wir uns bewegen, sonst nimmt man uns über kurz oder lang das Heft aus der Hand“
Traditionell fand zu Beginn die Vergabe der Promotionsstipendien zur Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses an drei junge Kolleginnen und Kollegen aus Hessen statt. In seiner Laudatio stellte Kammerpräsident Dr. Michael Frank vor allem die hohe Relevanz der geförderten Forschungsarbeiten aus den Bereichen Histologie, Implantologie und Endodontologie für die zahnärztliche Praxis heraus. Hier werde, so Frank, nicht für den Elfenbeinturm, sondern für die tägliche Arbeit am Patienten geforscht und derlei Studien zu fördern, sei eines der erklärten Ziele, die die LZKH mit der Stiftung des Stipendiums verbinde.