Honorarbeschluss ist ein verheerendes Signal für die Arztpraxen und die ambulante Kassenmedizin
Im Erweiterten Bewertungsausschuss habe der Vorsitzende allein gegen die Ärzte entschieden. Das Ergebnis spiegele nicht einmal die elementaren Kostensteigerungen der Kassenärzte wider. „Nun muss jeder Arzt für sich entscheiden, was er damit anfängt“, betont Dietrich. „Letztlich können viele Ärzte gar nicht anders verfahren, als Umfang und Aufwand der medizinischen Leistungen ihrer wirtschaftlichen Situation anzupassen. Das heißt oft: diese weiter zu reduzieren.“
Ein paar Zahlen: Medizinische Fachangestellte bekommen dem neuen Tarifabschluss zufolge 4,8 Prozent mehr Gehalt. Für das Jahr 2018 prognostiziert das Statistische Bundesamt eine Inflationsrate in Deutschland von 1,7 Prozent. Durch die Budgetierung in der ambulanten Medizin werden bereits jetzt durchschnittlich 20 Prozent der erbrachten ärztlichen Leistungen nicht bezahlt. Zudem gibt es immer mehr ältere Menschen, die naturgemäß mehr medizinische Betreuung brauchen.
„Wie lassen sich Kostensteigerungen, zunehmender Behandlungsbedarf und Investitionen in moderne medizinische Geräte mit 1,18 Prozent Honorarzuwachs, also einem realen Minus, bewältigen?“, fragt der FÄ-Chef. „Jeder Arzt muss jetzt entscheiden, welche medizinischen Leistungen er im Bereich der Kassenmedizin mit welchem Aufwand noch vertreten und welche Leistungen er nur noch im Rahmen der Privatmedizin anbieten kann.“ Schließlich seien Ärzte verpflichtet, jeden Patienten fachgerecht zu behandeln – das sei nicht verhandelbar.
Dietrich befürchtet, dass sich angesichts dieser Honorarentwicklung die Bedingungen in der ambulanten Medizin weiter verschärfen, so wie es die Patienten bereits seit Jahren wahrnehmen: Die Möglichkeiten der Ärzte, kassenärztliche Leistungen anzubieten, werden weiter eingeengt. Auch der Mangel an Praxisnachfolgern werde sich verschärfen. „Außerdem haben wir immer weniger Zeit für unsere Patienten“, beklagt der FÄ-Chef. Zeit sei aber wichtig, um die richtigen Fragen stellen und Untersuchungen umfassend durchführen zu können. Deshalb habe die FÄ kürzlich gefordert: mehr von den Krankenkassen bezahlte Zeit für Gespräche und Untersuchungen, mehr bezahlte Zeit für die Grundlagenmedizin in Deutschland. Das funktioniere aber nicht, solange sich die gesetzlichen Krankenkassen als Sparkassen gerierten und nur noch 15 Prozent aller Ausgaben für die ambulante Medizin zur Verfügung ständen.