Hohe Stressbelastung, geringe Wertschätzung - typisch Frauenberuf?
„In den mehr als 120.000 Praxen der niedergelassen Ärzt*innen, Zahnärzt*innen und Tierärzt*innen arbeiten rund 600.000 MFA, TFA und ZFA, mehr als 95 Prozent von ihnen sind weiblich“, erklärt Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V., der Interessenvertretung und Gewerkschaft dieser Berufsangehörigen. „Auch in der Pandemie leisten sie täglich einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt der ärztlichen, tierärztlichen und zahnärztlichen Versorgung. Und das bei vergleichsweise geringen Gehältern, fehlender öffentlicher Wertschätzung, Doppelbelastung als Erziehende und steigender Stressbelastung.“
So zeigte eine Onlinebefragung, die der Verband medizinischer Fachberufe e.V. im Frühjahr und im Spätherbst 2020 durchführte, dass die ohnehin schon hohe Stressbelastung bei MFA, TFA und ZFA im Verlauf der Pandemie noch zugenommen hat. Gaben im Frühjahr knapp 70 Prozent der MFA und ZFA sowie 83 Prozent der TFA an, dass sich die Stressbelastung im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten erhöht hat, so waren es im Spätherbst bei den MFA 91 Prozent, bei den TFA 90 Prozent und bei den ZFA 78 Prozent. Vor allem MFA und ZFA führten die gestiegene Belastung auf ein verändertes Verhalten von Patientinnen und Patienten zurück und berichten immer wieder, dass Beschimpfungen und Beleidigungen inzwischen an der Tagesordnung sind.
„Diese Belastungen werden vor allem in den Arztpraxen weiter zunehmen“, prognostiziert Hannelore König. „Es ist klar, dass wir die Pandemie nur stoppen können, wenn der niedergelassene Bereich zügig mit-impft. Ohne die MFA ist das nicht möglich. Viele Kolleginnen und Kollegen sind jedoch schon jetzt am Limit. Sie fühlen sich als Prellbock der Nation. Die neue Teststrategie verschärft die Belastung noch zusätzlich. Aus Sorge um die psychische Gesundheit der MFA fordern wir deshalb, dass Antigenschnelltests für nichtmedizinische Indikationen auf die Testzentren verlagert, die Vorgehensweise bei den Impfungen vereinfacht und die Fürsorge durch die Arbeitgeber*innen und den Staat wesentlich verbessert werden.“