EU-Zuckerquote fällt – Zuckerkonsum droht zu steigen
Niedrige Zuckerpreise versprechen hohe Gewinne für die Lebensmittelindustrie – auf Kosten der Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher. Mit gesunden Lebensmitteln wie Obst oder Gemüse machen Unternehmen deutlich weniger Profit als mit zuckrigen Getränken, Süßigkeiten oder Snacks. Wird der Rohstoff Zucker noch billiger, wird dieses Problem noch verschärft.
Wirksame politische Maßnahmen gegen den zu hohen Zuckerkonsum sind jetzt wichtiger denn je. Appelle an die Lebensmittelwirtschaft, den Zuckergehalt freiwillig zu reduzieren sowie Programme zur Ernährungsbildung allein reichen nicht aus.
„Die Politik muss die Industrie in die Pflicht nehmen: Wir brauchen eine verbraucherfreundliche Nährwert-Kennzeichnung, Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung, Mindestanforderungen für Schul- und Kitaessen sowie steuerliche Anreize für die Getränkeindustrie, endlich den Zuckergehalt zu reduzieren“, so Oliver Huizinga, Leiter Recherche und Kampagnen von foodwatch.
Isoglukose drängt verstärkt auf den Markt
Am 1. Oktober 2017 soll der bisher stark regulierte Zuckermarkt in der EU liberalisiert werden: Mindestpreise für Zuckerrüben, feste Produktionsquoten sowie Exportbeschränkungen fallen weg. Experten wie etwa das staatliche Thünen-Institut, eine Forschungsbehörde unter dem Dach des Bundeslandwirtschaftsministeriums, prognostizieren, dass dadurch die Zuckerpreise sinken werden. Zudem werde verstärkt Isoglukose, ein Flüssigzucker, der günstig aus Mais oder Weizen hergestellt wird, auf den Markt kommen. Bisher wird in Europa Zucker fast ausschließlich aus Zuckerrüben gewonnen.