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Datensicherheit im Gesundheitssystem Thema auf dem Niedersächsischen Digitalgipfel

Bild: rawpixel.com

„Ich möchte nicht nur für meine eigene Praxis wissen, wie sich die Digitalisierung auch künftig sicher und zuverlässig umsetzen lässt“, eröffnete Marion Charlotte Renneberg, Vizepräsidentin der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN), den 3. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit in Hannover. „Ich begrüße all die Anwendungen, in denen sich Künstliche Intelligenz bereits bewährt hat – zum Beispiel bei der Bewertung von Röntgenaufnahmen“, sagte die niedergelassene Allgemeinmedizinerin. „Aber ich warne davor, der Technik ärztliche Entscheidungen zu überlassen.“

Diesen Einwurf griff Professor Dr. iur. Fabian Schmieder von der Hochschule Hannover (HsH) auf, die auch den dritten Digitalgipfel Gesundheit in Folge mit veranstaltete und ausrichtete: „Der immer noch weit verbreitete Praxis-Server unter dem ärztlichen Schreibtisch ist weder zeitgemäß, noch ist er per se sicherer als der Betrieb in professionellen Rechenzentren.“

Für HsH-Präsident Professor Dr. rer. nat. Josef von Helden ist gerade die HsH als anwendungsorientierte Hochschule ein idealer Partner für die Ärztekammer: „Wir haben die ungeheuren Chancen der Digitalisierung im Gesundheitswesen erkannt und sind jetzt dabei, mit unseren Partnern konkrete Anwendungen auszuloten.“ Entsprechend hob er die Bedeutung der Zusammenarbeit von wissenschaftlicher Forschung und Expertise und praktischer Anwendung hervor:

„Die Durchführung anwendungsnaher Kooperationsprojekte mit Partnern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ist unser Alltag. Es ist für uns selbstverständlich, gemeinsam mit Nutzerinnen und Nutzern nach Lösungen auf Fragen zu suchen, die sich etwa durch technische Neuerungen ergeben.“
HsH-Vizepräsident für Forschung, IT- und Informationsmanagement Professor Dr.-Ing. Oliver J. Bott, ergänzt: „Wir haben auf den absehbaren Fachkräftemangel im Bereich der Digitalisierung medizinischer Versorgung und Forschung schon frühzeitig reagiert und bieten auf die Praxis zugeschnittene Studiengänge, wie beispielsweise das medizinische Informationsmanagement. Gleichzeitig haben wir uns gerade im Themenbereich Digitalisierung in der Pflege sehr gut aufgestellt. Damit bieten wir jungen Menschen die Möglichkeit, sich praxisnah für Berufe mit Zukunft zu qualifizieren.“
Das Thema „Künstliche Intelligenz und Empathie in der Medizin“ zog sich als roter Faden durch die äußerst gut besuchte Veranstaltung. Wie man Menschen davon überzeugt, Erkenntnisse und Entscheidungen einer Künstlichen Intelligenz zu akzeptieren, führte Professor Dr. rer. nat. Gordon Pipa von der Universität Osnabrück in seiner Keynote aus. Der Spezialist für Neuroinformatik stellte zudem ein Webinterface vor, mit dem sich in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut Grippeepidemien vorhersagen lassen.

„Wir brauchen einen Perspektivwechsel“

Für eine Kehrtwende in der Arzt-Patienten-Beziehung im Hinblick auf Informationen aus dem Internet sensibilisierte schließlich Dr. phil. Elena Link die Teilnehmer: „Wir brauchen einen Perspektivwechsel“, so die in diesem Jahr für ihre Dissertation mit dem Studienpreis der Körber-Stiftung ausgezeichnete Kommunikationswissenschaftlerin von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Die behandelnden Ärzte sollten die Patienten ermutigen, sich auf der Basis zuverlässiger Informationen mit ihnen auszutauschen. „Weisen Sie gezielt auf vertrauenswürdige Informationsangebote hin“, lautete Links Empfehlung. „Denn Sie wollen doch, dass sich die Patienten im Sinne des Patientenrechtegesetz an der medizinischen Entscheidungsfindung beteiligen.“ Davon profitiert in hohem Maße auch die Vertrauensbeziehung zwischen Arzt und Patient.

Auf die große Skepsis der Ärzteschaft angesichts der Sicherheit von IT-Lösungen und der elektronischen Patientenakte ging HsH-Professor Schmieder ein: „Nach wie vor herrscht insbesondere bei vielen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten große Verunsicherung bei der Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung. Damit sich dies nicht langfristig als Hemmnis der Digitalisierung erweist, sind klare Branchenstandards für den IT-Einsatz in der Praxis nötig.“

Vorbild Dänemark

Während in Deutschland bisher kaum mehr sicher ist, als dass die elektronische Patientenakte im Jahr 2021 kommt, arbeitet das dänische Gesundheitssystem schon seit 2003 zur Zufriedenheit aller Beteiligten mit dem staatlichen dänischen Gesundheitsportal Sundhed.dk. Hans Erik Henriksen, CEO von Healthcare Denmark, erläuterte den Teilnehmern des Digitalgipfels, wie Arztbriefe, Bilder, Befunde und E-Rezepte über die Plattform ausgetauscht werden. Der dänische Weg könnte somit beispielhaft sein, wenn es darum geht, den Patienten die Angst vor der digitalen Verfügbarkeit ihrer Gesundheitsdaten zu nehmen: So haben die dänischen Patienten nicht nur ihre sämtlichen Daten im Blick. Sie können darüber hinaus entscheiden, wem sie Einsicht in die Informationen über ihre Gesundheit gewähren. Andererseits haben die Ärzte ohnehin nur Zugang zu den Akten jener Patienten, die sie auch behandeln.

Zum 3. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit am 27. November 2019 im Design Center an der Expo Plaza 2 in Hannover hatten sich knapp 200 Teilnehmer angemeldet. Unter den Teilnehmern waren zahlreiche Ärzte, Wissenschaftler, Mandatsträger aus der niedersächsischen Landespolitik und weitere Entscheider aus dem Gesundheitswesen.

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