Bundesversammlung der Deutschen Zahnärzte: „Keine Interessenvertretung des Berufsstandes“
Der VdZÄ fordert die Zahnärztekammern und die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen auf, ab sofort keine Delegierten mehr aufzustellen, die kurz vor Praxisabgabe stehen oder sogar seit mehreren Jahren nicht mehr aktiv berufstätig sind. „In einer bewundernswert mutigen Rede hat der Präsident der Bundeszahnärztekammer den Teilnehmern der Bundesversammlung deutlich gemacht, vor welchem Kulturwandel der Berufsstand steht und welche Schritte notwendig sind, um Freiberuflichkeit und Patientenversorgung zu sichern. Er motivierte die Kolleginnen, sich mehr denn je einzubringen und die Arbeit der Gremien mitzugestalten – und die jungen Kolleginnen und Kollegen, sich ebenfalls aktiv zu Wort zu melden. Die Bundeszahnärztekammer machte die Arme weit auf, um die Gesamtheit des Berufsstandes, zumal die in Zukunft mehrheitlich tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte mitzunehmen auf diesem Weg nach vorn. Und dann wird dieser Weg der offenen Arme, die Einladung zur Mitgestaltung versperrt von einer Delegiertenschaft, die in keiner Weise der Zusammensetzung des Berufsstandes entspricht. Diese Zusammensetzung der Delegiertenversammlung halten wir für fahrlässig gegenüber der Zukunft unserer Kolleginnen und Kollegen!“
Gegen die derzeitige Form der Zusammensetzung der zentralen Interessenvertretung der deutschen Zahnärzteschaft legt der Verband der ZahnÄrztinnen schärfsten Protest ein und fordert die Kammern und KZVen zu einer paritätischen Zusammensetzung der Delegierten nicht zuletzt zur nächsten Vertreterversammlung bzw. Bundesversammlung auf: „Über die Zukunft des Berufsstandes müssen solche Zahnärztinnen und Zahnärzte mitentscheiden, die sie auch betrifft – die jungen Kolleginnen und Kollegen, die Zahnärztinnen und all diejenigen, die noch lange nicht vor Praxisaufgabe stehen!“ Der VdZÄ habe bisher eine ‚Übergangsquote’ eingefordert – nach den Erlebnissen in Frankfurt müsse der Zug aber verschärft werden: „Übergangsquote oder Zielvorgaben für Gremien – darauf hätten wir uns eingelassen. Bei dem, was wir nun erlebt haben, müssen wir mit aller Härte und Verweis auf den Gleichstellungsparagrafen und die damit verbundene Zielsetzung eine paritätische Zusammensetzung einfordern!“
Gänzlich unangemessen seien nicht zuletzt die Debatten zu den Anträgen der Bundeszahnärztekammer zu mehr Berücksichtigung von jungen Kolleginnen und Kollegen sowie von Zahnärztinnen in der Arbeit der Standesorganisationen gewesen: „Nach der Eröffnungsrede seitens Dr. Engel haben wir den Glauben daran zurückgewonnen, dass der Berufsstand verstanden hat, was Kulturwandel bedeutet und welche Konsequenzen das von der Selbstverwaltung erfordert. Mit einer programmatischen Rede, die nicht nur seitens des VdZÄ vollsten Beifall fand und findet, hat die Bundeszahnärztekammer ein Konzept vorgelegt, das stark macht für die Herausforderungen, die bereits vor, ja: in der Tür stehen. Wie mutig das war, haben wir erst verstanden, als wir den Debattenbeiträgen seitens einiger Delegierter folgten. Es war erschütternd und in untragbarer Weise rückständig!“ Manche Begrifflichkeiten hätten nicht nur den VdZÄ, sondern auch Dr. Engel erschüttert, wie seinen Abschlussworten zu entnehmen war. Dr. Klas: „Solche Delegierte hat die Bundeszahnärztekammer nicht verdient. Manche Beschlüsse wären zudem ganz sicher anders ausgegangen, wenn die Stimmberechtigten diejenigen gewesen wären, die in Zukunft mit den Bedingungen auch leben und arbeiten müssen!“
Vielen Delegierten der Bundesversammlung sei es nicht gelungen, über den Tellerrand zu schauen und auf die Bedürfnisse der jungen Kollegenschaft einzugehen. Es sei für die Zukunft des Berufsstandes besorgniserregend, zudem die Unterrepräsentanz der Zahnärztinnen nicht ernst zu nehmen, obwohl sie mit nahezu 70% die Zukunft der Zahnmedizin darstellen. Dr. Klas: „Alle Anträge, die den Anfang dazu hätten machen können, Strukturen zu schaffen, die Zahnärztinnen und Zahnärzte angemessen an der aktiven standespolitischen Arbeit beteiligen, wurden fast einstimmig abgelehnt. Dies ist ein absoluter Affront vor allem gegen die junge Kolleginnen – zumal wir auf den Nachwuchs angewiesen sind und ihm permanent vorgeworfen wird, nicht präsent zu sein. Unter solchen Bedingungen fühlt sich die junge Zahnärzteschaft nicht adäquat vertreten – und es darf sich nicht gewundert werden, wenn der politische Nachwuchs ausbleibt!“
Die diesjährige Delegiertenversammlung habe sich selbst ad absurdum geführt. Es sei Zeit für einen Neuanfang. Der Verband der ZahnÄrztinnen werde die Umsetzung seiner Forderung nicht aus den Augen lassen.