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Bürokratie kann Ärzte krank machen

Bild: Freerangestock / Jack Moreh

Überbordende Bürokratie gefährdet die Gesundheit von Ärztinnen und Ärzten. Das hat der Deutsche Ärztetag heute in Münster festgestellt. Auf Initiative der Freien Ärzteschaft (FÄ) forderte das Ärzteparlament daher, dass der zunehmende Aufwand für bürokratische Tätigkeiten und Arbeiten, die nicht unmittelbar der Gesundheit der Patientinnen und Patienten dienen, reduziert wird. "Ärzte sind Ärzte geworden, weil sie Patienten beraten und behandeln wollen mit dem Ziel, Leiden zu lindern oder zu heilen", betont der FÄ-Vorsitzende Wieland Dietrich. "Zu viel Bürokratie entfremdet Ärzte von ihrem Selbstverständnis und erhöht das Risiko für psychische oder psychosomatische Erkrankungen."

"Ärzte leiden darunter, wenn sie unter den realen Bedingungen des Gesundheitswesens keine hochqualitative Medizin machen können", erläutert FÄ-Vize Dr. Silke Lüder. In einem zunehmend bürokratisch organisierten und kommerzialisierten Gesundheitswesen seien Ärzte immer stärker gegensätzlichen Anforderungen ausgesetzt und müssten zu viele patientenferne Faktoren berücksichtigen. "Wie Erfahrungen in den USA gezeigt haben", berichtete Lüder in ihrem Redebeitrag, "gehören dazu auch elektronische Patientenakten, die vom Patienten ablenken und die Furcht vor juristischen Risiken steigern - das kann krank machen."

Der Deutsche Ärztetag hat an die Ärzte appelliert, sich kritisch mit den Bedingungen der eigenen Berufstätigkeit auseinanderzusetzen. So sollten sie etwa bürokratische Überlastung, ein Arbeiten unter unangemessenen ökonomischen Zwängen und permanentem Zeitdruck nicht hinnehmen. "Wir begrüßen diesen Beschluss ausdrücklich", betont Dietrich. "Damit Ärzte sich gut um die Gesundheit ihrer Patienten kümmern können, sollten sie auch ihre eigene Gesundheit im Blick behalten." Die Ärztekammer Nordrhein forderte in ihrem Antrag zugleich die Arbeitgeber im Gesundheitswesen auf, gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Klare Forderungen an die Politik

"Auch an die Politik haben die Ärzte in Münster klare Forderungen formuliert", sagt Dietrich. Sie habe für die gesetzlichen Voraussetzungen für gesundes Arbeiten und ausreichende Finanzierung des Gesundheitswesens zu sorgen. Der freiberufliche Charakter der ärztlichen Tätigkeit sei zu stärken und der bestehende Trend zu Überregulierung und Fremdbestimmung der Ärzte müsse umgekehrt werden. Die niedergelassenen Ärzte müssten vor immer kleinteiligeren Eingriffen in ihre Tätigkeit geschützt werden, Budgetierung und Regresse gehörten abgeschafft. "Generell", so Lüder, "sind autoritäre Entscheidungen gegenüber den 'frontline worker' in der Medizin, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sie praktiziert, degradierend und ineffektiv."

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