Bürgerversicherung: Freie Ärzteschaft warnt vor Verlust von mehr als 100.000 Arbeitsplätzen in der ambulanten Medizin
Mit der Bürgerversicherung will die SPD die Private Krankenversicherung (PKV) langfristig abschaffen. Sollten die PKV-Einnahmen der Ärzte und anderer medizinischer Berufe nicht durch höhere Honorare aus der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gänzlich kompensiert werden, ist Schätzungen zufolge bis zu jeder dritte Arbeitsplatz in der ambulanten Medizin gefährdet. Dies beträfe Privatpraxen und -ambulanzen, aber auch viele Vertragsarztpraxen und MVZ. Dietrich macht klar, was das bedeutet: „Bei derzeit rund 430.000 beschäftigten Medizinischen Fachangestellten droht mehr als 100.000 von ihnen der Verlust des Arbeitsplatzes. Hinzu kommen rund 65.000 Zahnmedizinische Fachangestellte und schätzungsweise 15.000 Bürofachkräfte und andere Angestellte aus nichtmedizinischen Berufen, die um ihren Job bangen müssten.“
Wenn all diese Arbeitskräfte nicht mehr zu Verfügung ständen, sei mit einer massiven qualitativen und quantitativen Verschlechterung in der ambulanten Medizin zu rechnen, so der FÄ-Chef. Wartezeiten auf Arzttermine würden sich erheblich verlängern, besonders bei Arztgruppen, die stark von Privateinnahmen abhängig sind, wie etwa Frauenheilkunde, Radiologie, Augenheilkunde, Orthopädie, Dermatologie, Innere Medizin und Hals-Nase-Ohren-Heilkunde. „Dabei steigt der Bedarf an medizinischer Behandlung nachweislich, weil es immer mehr ältere Menschen gibt“, erläutert Dietrich.
Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte kürzlich davor gewarnt, dass die Bürgerversicherung allein in der PKV mindestens ein Drittel der rund 70.000 Arbeitsplätze vernichten würde. „Solange die Frage nach Sicherheit und Perspektiven für die Arbeitsplätze der betroffenen Beschäftigten nicht positiv beantwortet ist, darf dieser Weg nicht eingeschlagen werden“, hatte das „Handelsblatt“ einen Rundbrief der Gewerkschaft zitiert. FÄ-Chef Dietrich betont: „Die Bürgerversicherung wäre eine Jobvernichtungsmaschine, besonders in der ambulanten Medizin. Bereits 1998 nach Verschärfung der Budgetierung gab es einen derartigen Effekt. Es ist dringend geboten, Politik und Bürger darauf hinzuweisen, denn das kann nicht im Sinne der Patienten sein.“