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AWMF fordert: Nachwuchs braucht mehr als einen Masterplan fürs Medizinstudium

Bildquelle: Freerangestock / Jack Moreh

Die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) e.V. fordert im Vorfeld der Bundestagswahl den medizinischen Nachwuchs in Ausbildung, Weiterbildung und Karriere besser zu unterstützen. Ohne ausreichend viele und wissenschaftlich gut ausgebildete Ärzte mit attraktiven Berufschancen könne es weder medizinischen Fortschritt, noch eine qualitativ hochwertige Versorgung geben. Die Approbationsordnungen und die Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloge in der Medizin (NKLM) und Zahnmedizin (NKLZ) müssten entsprechend angepasst werden. Hierbei sollte die Gesundheitspolitik enger als bislang mit der AWMF und den vertretenen Fachgesellschaften kooperieren.

Kurz vor dem Ende der Legislaturperiode hat die Bundesregierung den Masterplan Medizinstudium 2020 verabschiedet. Er sieht eine praxisnahe, stärker ambulante und allgemeinmedizinische Ausbildung für angehende Ärzte vor. In der Folge soll binnen eines Jahres nun ein Vorschlag für eine neue Approbationsordnung für Ärzte erarbeitet werden. Die AWMF fordert, die Approbationsordnung für Ärzte und Zahnärzte gemeinsam weiterzuentwickeln. Sie empfiehlt ein gemeinsames Grundstudium beider Berufsgruppen auf Basis eines Common Trunk – gemeinsame Ausbildungsinhalte, die grundlegende medizinische Kenntnisse vermitteln. Danach sind separate Studiengänge vorzusehen. „Der Masterplan Medizinstudium 2020 enthält erste sinnvolle Ansätze“, kommentiert AWMF-Präsident Professor Dr. med. Rolf Kreienberg die aktuellen Vorhaben der Politik. Doch entscheidend sei, wie dieser jetzt umgesetzt werde. „Die Nationalen Lernzielkataloge in der Medizin und Zahnmedizin sowie die Approbationsordnungen sind zügig anzupassen. Lehrinhalte, die Qualität der Lehre, Prüfungsfragen und -formen müssen einer wissenschaftlichen, evidenzbasierten Medizin gerecht werden“, so Kreienberg weiter.

Die Zukunftsfähigkeit der Medizin hängt von ihren wissenschaftlichen Grundlagen ab. Daher fordert die AWMF als Lernziel „die wissenschaftliche-methodische Basis der medizinischen Fächer“ in der Approbationsordnung für Ärzte und Zahnärzte zu ergänzen. Diese sei ebenso unverzichtbar wie Grundlagenwissen über Krankheiten und allgemeine ärztliche Kenntnisse. In diesem Zusammenhang müsste es auch Leistungsnachweise über den Erwerb dieser Schlüsselkompetenzen im vorklinischen und klinischen Studienabschnitt geben.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere in der wissenschaftlichen Medizin ist nach Ansicht der AWMF außerdem ein gelingender Übergang vom Studium zur Weiterbildung. Im NKLM und NKLZ sollte daher künftig definiert werden, welches Wissen und welche Fähigkeiten bereits im Studium erworben werden müssen, um die Weiterbildung nahtlos anschließen zu können. Was in Folge von Studium und Weiterbildung zu wenig berücksichtigt werde, seien darüber hinaus Karrierewege für Ärzte und medizinische Wissenschaftler, kritisiert die AWMF. „Der Masterplan Medizinstudium will zwar das wissenschaftliche Arbeiten stärken, aber es bleibt unklar, wie und mit welcher Berufsperspektive, vor allem für den Mittelbau“, warnt der AWMF-Präsident. So müsse beispielsweise das Gesetz über befristete Arbeitsverträge in der Wissenschaft, das Wissenschaftszeitvertragsgesetz, angepasst werden. „Es kann nicht sein, dass sich unser dringend benötigter Nachwuchs von einer befristeten Beschäftigung zur nächsten retten muss“, so Kreienberg. Ähnliches gelte auch für Ärzte in der Klinik – sie müssten ein Arbeitsumfeld vorfinden, das ihnen eine wissenschaftlich orientierte Patientenversorgung verlässlich ermöglicht.

Die AWMF hat in ihrem Positionspapier weitere Handlungsfelder für die künftige Gesundheitspolitik beschrieben: So müssten sich die Voraussetzungen für die Grundlagen- und klinische Forschung verbessern, indem in den letzten Jahren aufgebaute Hürden wieder abgebaut werden. Auch die finanzielle Förderung von Forschungsfragen mit patientenrelevanten Endpunkten sollte ausgebaut werden. Außerdem müsste die Politik mehr investieren, um die Entwicklung und Implementierung von Leitlinien unabhängig zu finanzieren. Eine weitere Forderung der AWMF bezieht sich auf die verbesserte Koordination des Infektionsschutzes zwischen Human- und Tiermedizin. Zentral für die Umsetzung der insgesamt fünf von der AWMF identifizierten Handlungsfelder sei jedoch die engere Zusammenarbeit zwischen der künftigen Gesundheitspolitik und den Vertretern der wissenschaftlichen Medizin: Um gesundheitspolitische Entscheidungen im Sinne einer patientenorientierten, evidenzbasierten Medizin treffen zu können, ist es notwendig, die AWMF und ihre 177 Fachgesellschaften intensiver einzubinden. So kann sich die Politik die Expertise sämtlicher Fächer und Berufsgruppen in der Medizin sichern.

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e. V. bündelt die Interessen der medizinischen Wissenschaft und trägt sie verstärkt nach außen. Sie handelt dabei im Auftrag ihrer 177 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Gegründet 1962 mit dem Ziel, gemeinsame Interessen stärker gegenüber dem Staat und der ärztlichen Selbstverwaltung zu positionieren, erarbeitet die AWMF seitdem Empfehlungen und Resolutionen und vertritt diese im wissenschaftlichen und politischen Raum. Die AWMF ist Ansprechpartner für gesundheitspolitische Entscheidungsträger, wie den Gemeinsamen Bundesausschuss, und koordiniert die Entwicklung und Aktualisierung medizinisch wissenschaftlicher Leitlinien in Deutschland. Jede gemeinnützige Fachgesellschaft in Deutschland kann Mitglied werden, sofern sie sich wissenschaftlichen Fragen der Medizin widmet. Die AWMF finanziert sich vorwiegend durch die Beiträge ihrer Mitgliedsgesellschaften und Spenden.

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