All about Periimplantitis
Spaß und pure Lebensfreude draußen, drinnen ein Thema, das die Zahnärzte/innen auch in Zukunft beschäftigen muss, denn die Periimplantitis stellt die Behandler weiter vor große Herausforderungen. Wie kriegt man die Entzündung rund um das Implantat in den Griff? Zum Auftakt widmete sich Prof. Dr. Dr. Christian Walter von der Uni Mainz den vielzähligen allgemeinen Risikofaktoren und deren Einfluss auf das Implantatüberleben, darunter Rauchen, Diabetes mellitus, Parodontalerkrankungen, Osteoporose, Allergien und weitere. Das Auditorium interessierte besonders der Einfluss von Bisphosphonaten auf die Entstehung der Periimplantitis, den der Referent als nachrangig einstufte. Größer sei das Problem, dass als Nebenwirkung der Bisphosphonattherapie eine Osteoporose rund um das Implantat auftreten könne.
"Bakterien haben eine gewisse soziale Intelligenz"
Dr. Freimut Vizethum, Mitglied im Vorstand des BDIZ EDI aus Rauenberg, führte in die Welt der Bakterien und ihrer erschreckenden Anpassungsfähigkeit und Wandelbarkeit in Bezug auf Antibiotika ein. „Man könnte heute soweit gehen zu sagen: Bakterien haben eine gewisse soziale Intelligenz und können ihre Funktionsweise zu ihrem Vorteil steuern.“ PD Dr. Christoph Graetz von der Uni Kiel, stufte die Parodontitis zwar als signifikanten Risikofaktor für die Periimplantitis ein, grenzte die biofilmassoziierte Entzündungserkrankung dennoch klar von der Periimplantitis ab.
Prof. Dr. Katja Nelson von der Uni Freiburg stellte klar, dass auch Keramikimplantate von der Periimplantitis betroffen sein können. „Keramikimplantate sondern auch Partikel und Ionen ab“, machte sie anhand eigener Untersuchungen deutlich. Prof. Dr. H.J. Nickenig von der Uni Köln sieht in dem relativ neuen Verfahren des Keramik-Coatings von Titanimplantaten einen möglichen Ansatz zum Schutz vor Periimplantitis. „Wenn viele Effekte in Gang gesetzt sind und dann die massive Lösung von Metallionen dazukommt, könnte das Keramik-Coating dazu beitragen, dass es zu einer geringeren Titanionen-Freisetzung in die Gewebe kommt.“
Prognosen einer Zweitimplantation um 10% schlechter
Wenn die konservative Behandlung versagt, kommt für Prof. Dr. Fouad Khoury aus Olsberg die Chirurgie mit resektiven und/oder augmentativen Maßnahmen abhängig von verschiedenen Faktoren zum Einsatz. Er brachte das Dilemma rund um die Behandlung auf den Punkt: „Die Ätiologie für die Periimplantitis ist unvollständig und deshalb beschränkt sich die Therapie auf die Behandlung der Symptomatik.“ Prof. Dr. Dr. Rainer Schmelzeisen von der Uni Freiburg lieferte den Nachweis, dass die Prognosen einer Implantation nach Implantation durchschnittlich um 10 Prozent schlechter seien als bei einer Erstimplantation. Eine erneute Implantation erfordere nicht selten umfangreiche Augmentationen sowie konturierende Weichgewebe-Chirurgiemaßnahmen. Für PD Dr. Jörg Neugebauer aus Landsberg ist ein individuelles Recall zur Sicherung eines Langzeiterfolges von Implantaten notwendig, um u.a. eine funktionelle Fehlbelastung frühzeitig zu erkennen, die parodontalen und periimplantären Befunde zu kontrollieren, um die Überlebensrate der Implantatversorgungen zu erhöhen und die Risikofaktoren für mögliche systemische Erkrankungen zu reduzieren.
Nach wie vor bleibt die Therapie der Periimplantitis weniger vorhersagbar als die der Parodontitis. Dennoch waren interessante Ansätze dabei und die Teilnehmer/innen blieben gebannt bis zum Schluss im Raum und diskutierten mit den Referenten. „Es war ein hervorragendes Symposium“, sagte eine Teilnehmerin, die zum 15. Mal in Köln dabei war und bisher kein Experten Symposium verpasst hat.