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Kennzahlen der Praxisgründung

Praxisgründer im Durchschnitt 36,5 Jahre alt

Vergleicht man die heutige Altersstruktur zahnmedizinischer Existenzgründer mit der Altersstruktur des Jahres 1995, so fällt auf, dass der Anteil der jungen Kolleginnen und Kollegen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, in den vergangenen Jahren sukzessive gesunken ist:

1995 waren in den alten Bundesländern noch 29 % der Existenzgründer jünger als 30 Jahre, in den neuen Bundesländern waren zwei von drei Zahnärzten bei der Praxisgründung unter 30. 

2014 ließen sich nur noch 14% der zahnärztlichen Existenzgründer bis zum 30. Lebensjahr nieder. Der Großteil - 65% - ist zum Zeitpunkt der Existenzgründung zwischen 31 und 40 Jahren alt, 21% schloss erst nach dem 40. Lebensjahr die Existenzgründung ab. Durchschnittlich ließ sich ein Zahnmediziner im Alter von 36,5 Jahren in eigener Praxis nieder. In den neuen Bundeslängern gab es vergleichsweise mehr jüngere Existenzgründer (18%) und weniger ältere (10%) als in den alten Bundesländern, das Durchschnittsalter der Existenzgründer betrug hier 34,9 Jahre gegenüber 36,7 Jahren in den alten Bundesländern 1

Dass junge Kolleginnen und Kollegen immer später „Chef“ werden, ist vor allem durch das seit dem 01. Januar 2007 geltende Vertragsarztrechtsänderungsgesetz (VÄndG) zu erklären, durch das neue Möglichkeiten zur Ausübung des zahnärztlichen Berufes geschaffen wurden.

Die Tätigkeit als angestellter Zahnmediziner ist häufig eine interessante Alternative zum Risiko der eigenen Praxis und lukrative Umsatzbeteiligungen, sowie der Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf, verstärken dieses Phänomen zusätzlich. 

Kosten der Praxisgründung

Die meisten Praxisgründer - genau gesagt 65 % - entschieden sich 2015 für die Übernahme einer Einzelpraxis und mussten dafür durchschnittlich 326.000 € investieren. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung um weniger als 1 %. Nach einer kurzen Zeitspanne mit stabilerem Verlauf und einer deutlichen Steigerung im Vorjahr halten sich die Investitionskosten somit wieder weitgehend stabil.   

Die Neugründung einer Einzelpraxis schlug 2015 mit durchschnittlich 484.000 Euro zu Buche und war damit mit fast 15 % Kostensteigerung deutlich kostspieliger als im Vorjahr, wobei das Finanzierungsvolumen bei der Neugründung starken Schwankungen unterworfen ist. So belief sich beispielsweise 2009 die Summe auf 438.000 Euro, während nur ein Jahr später nur noch 374.000 Euro investiert werden mussten.

28 % der zahnärztlichen Existenzgründer entschieden sich 2015 für die Berufsausübungsgemeinschaft, bei den jüngeren Zahnärztinnen und Zahnärzten waren es 39 %. Die Kosten im Jahr 2015 sind gegenüber dem Vorjahr gesunken. Die Neugründung einer Berufsausübungsgemeinschaft schlug mit 333.000 Euro zu Buche, während die Übernahme einer Berufsausübungsgemeinschaft im Schnitt ein Finanzierungsvolumen in Höhe von 292.000 Euro erforderte. 

Während das Finanzierungsvolumen von kieferorthopädischen Fachpraxen im Durchschnitt etwa 30 % über dem Niveau allgemeinzahnärztlicher Praxen lag, wurde bei Existenzgründungen von oralchirurgischen Praxen sowie von MKG-Fachpraxen in der Regel ein gegenüber allgemeinzahnärztlichen Praxen um 60 % höheres Finanzierungsvolumen benötigt. 

Immer mehr Zahnmediziner ohne zahnärztliche Tätigkeit

Zwischen 2006 und 2015 blieb die Zahl der niedergelassenen Zahnmediziner trotz steigender Zahnarztzahlen verhältnismäßig konstant. Gab es 2006 noch 82.496 Zahnmediziner in Deutschland, waren es 2015 immerhin 92.678. Die Zahl der niedergelassenen Zahnmediziner änderte sich hingegen nicht in dem Maße: Sie betrug 2006 56.152 und 2015 52.729 Zahnmediziner. Hingegen schnellte die Zahl der in Praxen tätigen Assistenten, der Praxisvertreter, der angestellten Zahnärzte und der Beamten und Angestellten außerhalb von Zahnarztpraxen von 9.227 im Jahr 2006 auf 18.690 im Jahr 2015 nach oben. Auch die Zahl derjenigen Zahnärzte, die ohne zahnärztliche Tätigkeit sind, steigt kontinuierlich: 2015 waren es 21.253 und damit über 4.000 mehr als noch im Jahr 2006. 

Daraus lässt sich ableiten, dass nicht nur die Niederlassung, sondern auch die zahnärztliche Tätigkeit generell an Attraktivität verliert, wohingegen z.B. das Angestelltenverhältnis immer interessanter wird. Und auch über die zahnärztliche Tätigkeit hinaus scheint der Berufsmarkt für Zahnmediziner interessante Möglichkeiten zu bieten 2.

Standort: Stadtpraxen am beliebtesten

Der richtigen Standortwahl kommt beim Weg in die Selbstständigkeit ebenfalls eine große Bedeutung zu. Die Entscheidung für eine bestimmte Niederlassungsform wird unter anderem auch durch die Bevölkerungsdichte im regionalen Einzugsbereich bzw. die Zahnarztdichte sowie die vorhandenen Möglichkeiten einer Übernahme beeinflusst. Differenziert man die Praxisformen im Hinblick auf die relativen Häufigkeiten der Praxislage, so zeigt sich, dass im Jahr 2015 mit 35% (35% alte, 39% neue Bundesländer) die meisten Existenzgründungen im großstädischen Bereich (100.000 und mehr Einwohner) realisiert wurden. 32% der Existenzgründer entschieden sich für den mittelständischen Raum (20.000 bis unter 100.000 Einwohner), während 33% (32% alter, 37% neue Bundesländer) der Existenzgründungen auf den ländlichen Raum (unter 20.000 Einwohner) entfielen. 

Die Praxisform je nach Standort hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich gewandelt: Während 2015 in der Großstadt insgesamt 76 % (2014: 68 %) der neugegründeten oder übernommen Praxen Einzelpraxen sind, beträgt diese Zahl auf dem Land 71 % (2015: 75 %). 

Diese Standortwahl orientiert sich aber anscheinend eher an den persönlichen Vorlieben der Existenzgründer als an den Bedürfnissen in der Bevölkerung, denn während die Zahnarztdichte in den Großstädten tendenziell zunimmt, hat sich im mittelstädtischen und ländlichen Bereich eher abgenommen 1

Existenzgründer sind beliebte Geschäftspartner

Da in den Jahren 2010/2011 durch zahnmedizinische Existenzgründer Gesamtinvestitionen in Höhe von schätzungsweise knapp einer Milliarde Euro getätigt wurden, ist es verständlich, dass diese Zielgruppe im Fokus von Dentaldepots, Industrieunternehmen, Banken und Finanzdienstleistern steht und hart umworben wird. Eine unabhängige Beratung ist hierbei jedoch leider nicht immer gegeben.

Das Projekt Berufskunde2020 ist hierbei bereits ein guter Ansatz – zukünftig will der Verband junge Kolleginnen und Kollegen jedoch noch frühzeitiger unterstützen und nachhaltig bei der Entscheidungsfindung behilflich sein.

Gemeinsam mit Psychologen und Niederlassungsexperten wird der BdZA Online-Tools zur Selbstanalyse entwickeln: Angestellt oder selbstständig? Einzelpraxis oder Gemeinschaft? Welche Fachrichtung könnte mein Schwerpunkt werden? Nicht jeder kann diese Fragen aus dem Stegreif beantworten und die richtige Selbsteinschätzung braucht gutes Coaching. Demnächst findet Ihr auf dieser Seite die entsprechenden Tools.

Um einen ersten Überblick der Möglichkeiten zur Berufsfindung zu bekommen, könnt ihr bei der Bundeszahnärztekammer die aktuelle Broschüre "Formen zahnärztlicher Berufsausübung" kostenfrei als PDF abrufen. Dieses unabhängige Kompendium liefert notwendiges Basiswissen und vermittelt sinnvolle Ratschläge auf dem Weg zur Freiberuflichkeit als Zahnmediziner. 

Quellennachweise

 1 IDZ Information 1/16. Investitionen bei der zahnärztlichen Existenzgründung 2015 (InvestMonitor Zahnarztpraxis). IDZ Institut der deutschen Zahnärzte

2  Statistisches Jahrbuch 2015/2016 der Bundeszahnärztekammer